Mode als Transformation. Das Beispiel Leipzig (1980-2000)

Das Forschungsprojekt verschränkt Mode- mit Zeitgeschichte. Gefragt wird, wie sich gesellschaftlicher Wandel über Mode und ihre Akteur:innen artikuliert, realisiert und dokumentiert. Schließlich vermitteln ‚Kleiderwechsel’ den Wandel von Bildern und Selbstbildern, dem wiederum die Transformation von ökonomischen, politischen und sozialen Lagen sowie von kulturellen Normen und Wertvorstellungen zugrunde liegt. Das Projekt versteht Mode als performative Praxis und untersucht sie als grundlegende Ausdrucks- und Vollzugsform von Gesellschaft. Dabei wendet sich die Analyse schriftlichen, visuellen und materiellen Quellen ebenso zu wie biographischen Erinnerungen.

Betrachtet wird ein Zeitraum von 20 Jahren, der die Zäsur 1989/90 in seine Mitte nimmt. Die Untersuchung blickt in die späte DDR, deren Erosion sich auch in der Mode niederschlug, sowie in die Bundesrepublik nach der Wiedervereinigung, in der sich der Bevölkerung neue Konsum- und Ausdrucksräume öffneten, während gleichzeitig existentielle Herausforderungen zu meistern waren. Mit Leipzig fokussiert das Projekt eine Stadt, die seit langem und vielfältig mit Mode verbunden ist. Wie in jeder Großstadt finden auch hier spezifische Milieus und Szenen ihre Räume und in der Mode ihr Medium. Zugleich ist Leipzig ein Sonderfall: Messen präsentierten Mode im steten Wechsel. Jüdische Unternehmen machten Leipzig zur Weltstadt der Pelze, die hier bis zur Wende veredelt und gehandelt wurden. Bis dahin war Sachsen eine der potentesten Textilregionen Europas. Die Medienstadt Leipzig arbeitete der Mode ebenso zu, wie sie von der Kunststadt profitierte.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Projekt, das mit wichtigen Partner:innen kooperiert: mit dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig, dem GRASSI Museum für Angewandte Kunst, der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, dem Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig, dem Sächsischen Staatsarchiv und dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde Dresden.

Durchführung: Dr. Ulrike Langbein

Foto: Universität Basel/Stefan Holenstein

Dr. Ulrike Langbein hat an der Humboldt-Universität zu Berlin Europäische Ethnologie, Kulturwissenschaft und Kunstgeschichte studiert. Ihr Arbeitsschwerpunkt, materielle Kultur, führte sie an renommierte Museen, wo sie als Kuratorin tätig war (u.a. Deutsches Hygiene-Museum Dresden, Museum der Kulturen Basel, Neue Sammlung München). Auch ihre Forschungstätigkeit widmet sich materieller Kultur: Die Dissertation thematisierte Erbstücke. In den letzten Jahren wandte sich Ulrike Langbein der Modeforschung zu. An der Universität Basel bearbeitete sie das Projekt „Der modellierte Mensch. Kleidung als kulturelle Praxis“, das vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert wurde, und baute dort den Studienschwerpunkt „Mode“ auf. Daneben arbeitete Ulrike Langbein beratend im Bereich Stiftungen, Fundraising und Sponsoring. Das aktuelle Projekt „Mode als Transformation“ ist angesiedelt am Historischen Seminar/Professur Geschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts (Prof. Dr. Dirk van Laak).