„Weil wir ja mitten in so einer Veränderung drin waren,“ so die spätere Wissenschaftsministerin des Landes Sachsen, Eva-Marie Stange, rückblickend im Jahr 2013, „kann ich nicht sagen, dass es Euphorie war, sondern es war das Gefühl, erst mal ziemlich hilflos zu sein, und auch sehr unsicher zu sein, was die Zukunft anbelangt.“ Schon im Herbst 1991 hatten fast zwei Drittel ostdeutscher Befragter angegeben, dass ihnen der Überblick, „dass man weiß, was man tun soll“, seit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten deutlich erschwert worden sei.
Transformation beschreibt einen Prozess des umfassenden und tiefgreifenden Wandels in Wirtschaft, Gesellschaft und Staat. Verstanden werden darunter vor allem die Umbrüche und Systemwechsel, die sich seit den 1990er Jahren in den postkommunistischen Gesellschaften und Staaten im ehemaligen sowjetischen Herrschaftsbereich vollzogen.
Die Erforschung historischer Transformationsprozesse ist das Anliegen der Forschungsstelle „Transformationsgeschichte“ am Historischen Seminar der Universität Leipzig. Die Systembrüche seit 1989/90 bilden den Schwerpunkt ihres Forschungsinteresses. Dabei richtet sie den Blick nicht nur auf Einheit und Transformation in Deutschland, sondern auch auf die Entwicklungen in nord- und mittelosteuropäischen Staaten.
Die zeithistorische Forschung zur Zäsur von 1989/90 und zu ihren Folgen weist noch immer große Lücken auf. Die Forschungsstelle will entscheidende Beiträge zu einer vertieften Kenntnis der historischen Abläufe leisten und damit auch Impulse zu den öffentlichen Debatten über Erfolg oder Misserfolg von Einheit und Transformation geben. Ein weiteres Ziel ist die Bündelung und Vernetzung von sowie die Information über laufende Projekte, Aktivitäten und Institutionen, die sich mit Transformationsgeschichte befassen.
Mit der Koordinierung des wissenschaftlichen Austauschs, der Durchführung von Kolloquien, Workshops und Konferenzen unterstützt die Forschungsstelle wissenschaftliche Forschungsvorhaben. Sie fördert insbesondere den wissenschaftlichen Nachwuchs durch die Anregung und Betreuung wissenschaftlicher Qualifikationsarbeiten. Die Forschungsstelle versteht sich zudem als Teil der Kooperationsvereinbarung zwischen der Stadt Leipzig und der Universität Leipzig im Bereich „Förderung der Leipziger Stadtgeschichte“.